Versorgung Frühgeborener und kranker Neugeborener (Neonatologie) in Brandenburger Kliniken

 

Medizinische Informationen

In Deutschland wird pro Jahr fast jedes zehnte Kind zu früh geboren, davon wiederum rund ein Sechstel mit einem Gewicht von weniger als 1.500 Gramm. Solche Frühgeborenen sowie krank geborene Säuglinge bedürfen hochqualifizierter medizinischer Versorgung und Pflege durch Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin mit dem Schwerpunkt „Neonatologie“ (d.h. Lehre vom Neugeborenen) sowie durch speziell ausgebildete Pflegekräfte.

Netz von Perinatalzentren

Aus diesem Grunde wurden an ausgewählten Krankenhäusern so genannte Perinatalzentren gebildet, in denen spezialisierte Abteilungen wie die Geburtshilfe, die Neugeborenen-Intensivmedizin, die Kinder-Chirurgie und die Gynäkologie im selben Gebäude organisatorisch eng zusammenarbeiten, um eine optimale Versorgung von Mutter und Kind bei Früh- bzw. Risikogeburten sicherzustellen. So wurde in Brandenburg ein flächendeckendes Netz von insgesamt 4 Perinatalzentren und 16 perinatalen Schwerpunkten entwickelt. Hinzu kommen 4 normale Geburtskliniken für Geburten ohne zu erwartende Komplikationen; das ist bei rund 90 Prozent der Schwangerschaften der Fall.

Überlebenswahrscheinlichkeit von Frühgeborenen

Die Neonatologie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Hochleistungsmedizin entwickelt, und die Versorgung von Frühgeborenen hat dadurch enorme Fortschritte gemacht: Während noch vor etwa 50 Jahren rund 90 Prozent der stark untergewichtigen Frühgeborenen verstorben sind, konnte die Sterberate heute auf unter 5 Prozent gesenkt werden. Die Grenze der Lebensfähigkeit von Frühgeborenen beginnt zurzeit etwa bei 23 Schwangerschaftswochen. Ab 24 Schwangerschaftswochen haben Frühgeborene eine Überlebenswahrscheinlichkeit von etwa 60 Prozent, ab einem Gestations-Alter von 28 Wochen bereits von über 90 Prozent.

Gesundheitliche Risiken für Frühgeborene

Da ihre Organe noch nicht ausgereift und wichtige Körperfunktionen wie zum Beispiel das Immunsystem oder die Temperatur-Regelung noch nicht voll entwickelt sind, haben Frühgeborene ein hohes Risiko für Erkrankungen, die zum Teil bleibende Beeinträchtigen hinterlassen können. Dazu gehören u.a. Hirnblutungen, neurologische Störungen, Lungenschäden, Netzhaut-Erkrankungen, Infektionen oder schwere Darm-Erkrankungen, in deren Folge Teile des Magen- und Darm-Traktes absterben können. Dank des medizinischen Fortschritts und der guten Versorgung können Neonatologen die Häufigkeit solch schwerer Erkrankungen durch frühzeitige Gegenmaßnahmen, die vereinzelt schon vor der Geburt einsetzen, auf eine Rate von weit unter 10 Prozent, zum Teil sogar unter 2 Prozent senken. Frühgeborene haben also nicht nur eine hohe Überlebenschance, sondern sie reifen in über 90 Prozent der Fälle auch zu gesunden Kindern heran.

Was sind Risikogeburten?

Nicht nur Frühgeburten gelten als Risikogeburten, sondern generell wird von einer Risikogeburt ausgegangen, wenn eine erhöhte gesundheitliche Gefahr für das Kind oder die Mutter bzw. für beide besteht. Das ist zum einen bei Komplikationen wie Steiß- oder Querlage des Kindes, Nabelschnur-Vorfall oder auch bei zu späten Geburten der Fall. Sehr lange Geburten (über 16 Stunden), Notfall-Kaiserschnitte, Zangen- und Saugglocken-Geburten werden ebenfalls als Risikogeburten eingestuft. Zum anderen gehen Ärzte und Hebammen grundsätzlich auch bei Risikoschwangerschaften sicherheitshalber von einer Risikogeburt aus – also zum Beispiel bei Müttern über 35 Jahre, bei Müttern, die schon einmal eine Fehl- oder Risikogeburt hatten, bei Mehrlings-Schwangerschaften, bei chronischen oder Sucht-Erkrankungen der Mutter oder auch bei Fehlbildungen und Gesundheitsschäden des Kindes, die bereits im Mutterleib erkennbar sind.

Geburtskliniken, die Frühgeborene und (kranke) Neugeborene behandeln, werden in drei Versorgungsstufen unterteilt:

1. Perinatalzentren Level I:

Dies ist die höchste Versorgungsstufe. Nur hier sollen – möglichst schon vor der Geburt – Mütter eingeliefert werden, deren Kind voraussichtlich vor der 29. Schwangerschaftswoche bzw. mit einem Gewicht unter 1.250 g geboren wird. Level-I-Zentren haben besonders hohe Anforderungen an die personelle Besetzung zu erfüllen. In Brandenburg gibt es in folgenden Krankenhäusern Perinatalzentren Level I:

  • Carl-Thiem-Klinikum Cottbus
  • Klinikum Westbrandenburg - Standort Potsdam
  • Klinikum Westbrandenburg - Standort Brandenburg a.d. Havel
  • Klinikum Frankfurt/O. (keine Teilnahme am Krankenhausspiegel Brandenburg)

2. Perinatalzentren Level II:

Die Zentren Level II sind vorgesehen für die Versorgung von Neugeborenen ab einem voraussichtlichen Geburtsgewicht von über 1.250 g bzw. einer Entbindung oberhalb von 29 Schwangerschaftswochen. Auch Level-II-Zentren haben hohe Anforderungen an die personelle Besetzung zu erfüllen. Perinatalzentren Level II gibt es in Brandenburg derzeit nicht.

3. Zentren mit perinatalem Schwerpunkt:

Perinatale Schwerpunkte gibt es in Krankenhäusern, die eine Geburtsklinik mit angebundener Kinderklinik haben. Sie sind für Frühgeborene über 1.500 g Geburtsgewicht bzw. mit einem Entbindungstermin ab der 32. Schwangerschaftswoche vorgesehen. In Brandenburg haben folgende Krankenhäuser einen perinatalen Schwerpunkt:

  • Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg, Neuruppin
  • Klinikum Barnim – Werner Forßmann Krankenhaus Eberswalde
  • KMG Klinikum Luckenwalde
  • Ev. Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow
  • Havelland Kliniken, Klinik Nauen
  • Immanuel Kliniken Bernau
  • Immanuel Klinik Rüdersdorf
  • Oberhavel Kliniken, Klinik Oranienburg
  • Städtisches Krankenhaus Eisenhüttenstadt
  • Klinikum Dahme-Spreewald, Spreewaldklinik Lübben
  • Klinikum Dahme-Spreewald, Achenbach-Krankenhaus Königs Wusterhausen
  • Sana Klinikum Niederlausitz, Standort Lauchhammer
  • Asklepios Klinikum Uckermark (keine Teilnahme am Krankenhausspiegel Brandenburg)
  • Kreiskrankenhaus Prignitz (keine Teilnahme am Krankenhausspiegel Brandenburg)
  • Helios Klinikum Bad Saarow (keine Teilnahme am Krankenhausspiegel Brandenburg)

Geburtskliniken:

In Geburtskliniken sollten nur Schwangere mit einem Entbindungstermin ab der 36. Schwangerschaftswoche ohne zu erwartende Komplikationen ihre Kinder zur Welt bringen. Das sind rund 90 Prozent aller Schwangeren. In Brandenburg gibt es in folgenden Krankenhäusern Geburtskliniken ohne Perinatalzentrum bzw. perinatalen Schwerpunkt:

  • Lausitz Klinik Forst
  • Krankenhaus Märkisch-Oderland, Standort Strausberg 
  • St. Josefs-Krankenhaus Potsdam
  • Sana Krankenhaus Templin
  • Elbe-Elster-Klinikum (keine Teilnahme am Krankenhausspiegel Brandenburg)

Zu den Qualitätsergebnissen der Neonatologie.